Ein Zeichen gegen Mobbing
Schülerfortbildung an der OBS Sottrum. Was bisher nur von den Lehrkräften bekannt war, übernehmen jetzt die Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe. In der zweitägigen Starke-Schüler-Ausbildung wurden Freiwillige im Umgang mit Mobbing und sozialen Konflikten geschult, um jüngeren Schülerinnen und Schülern im Ernstfall helfen zu können. Die Starke-Schüler-Ausbildung fand in diesem Jahr gemeinsam mit dem Partner GEGEMO zum ersten Mal an der OBS Sottrum statt. Doch warum ist es so entscheidend, die Schülerinnen und Schüler für Mobbing zu sensibilisieren und fortzubilden?
Während der Pandemie und der Endlosschleife aus Schulschließungen und -öffnungen sind die zwischenmenschlichen Beziehungen und sozialen Kompetenzen der betroffenen Schülerinnen und Schüler auf der Strecke geblieben. Der Kontakt zu Gleichaltrigen, Klassenkameradinnen und -kameraden fehlt über einen langen Zeitraum, während die soziale Interaktion auf Social Media verlagert wird. Als Resultat sind Zahlen der Opfer von Cybermobbing in die Höhe geschossen. Manche Quelle sprechen von einem Anstieg um 36%. Auch die Fallzahlen von Mobbing außerhalb der Sozialen Medien haben einen Boom erlebt. Das stellt die Schulen nun allerorts vor eine große Herausforderung bei der Rückkehr zum Präsenzunterricht nach beinahe zwei Jahren Ungewissheit und Chaos. Dabei geht es primär darum, die Schülerinnen und Schüler wieder aneinander zu gewöhnen und die sozialen Kompetenzen wiederzubeleben, eben das soziale Miteinander neu zu lernen.
Mobbing in der Schule ist für Lehrkräfte oft schwer zu erkennen und manchmal auch einfach unmöglich. Häufig finden Schikanen und Drangsalierungen an Orten statt, an denen es keine Aufsichtsperson gibt. Es muss also von einer sehr hohen Dunkelziffer bei Mobbing ausgegangen werden. Was außerhalb der Reichweite der zuständigen Lehrkräfte passiert, kann von ihnen auch nicht unterbunden werden. Täterinnen und Täter wiegen sich in Sicherheit, während sich Betroffene hilflos fühlen.
Hier kommen die Starken Schüler ins Spiel. Sie unterstützen die Lehrkräfte als zusätzliche Augenpaare und helfende Hände. In der zweitägigen Ausbildung wurden die Freiwilligen der achten und neunten Jahrgänge in drei Modulen von den GEGEMO-Experten fortgebildet: Starkes Ich, Starkes Du, Starkes Wir. Mit dieser besonderen Zusatzqualifikation setzen sich die Teilnehmenden prosozial für eine bessere Schulgemeinschaft ohne Mobbing, Gewalt und soziale Ausgrenzung ein.
Starkes Ich: Die erste Einheit soll den Schülerinnen und Schülern ein Gefühl von Sicherheit in der Schule geben und sie bestärken. Hier lernen Sie, mit welchen Strategien sie sich selbst gegen Mobbing wehren können, wenn sie selbst betroffen sind. Daneben wird geübt, wie sich die Starken Schüler in Konfliktsituationen behaupten können und welches Vorgehen zur Lösung führt.
Starkes Du: Im zweiten Modul widmen sich die Teilnehmenden dem Schutz von anderen vor Mobbing. Wer unüberlegt in einen Mobbingkonflikt eingreift, läuft schnell Gefahr, die Situation für das Opfer zu verschlimmern. Die Experten von GEGEMO zeigen den Schülerinnen und Schülern, wie sie Mobbing richtig erkennen und wie sie sinnvoll dazwischen gehen können. Hier wird vorrangig die Zivilcourage der Starken Schüler gefördert, damit im Ernstfall nicht mehr weggeschaut wird und Mobbing kein Raum gegeben wird.
Starkes Wir: Natürlich können die Starken Schüler die Schule nicht im Alleingang mobbingfrei gestalten, sondern arbeiten eng mit dem Schulsozialarbeitsteam zusammen. Sie sind künftig beispielsweise als Paten für die neuen fünften Klassen im Einsatz oder unterstützen bei der Pausengestaltung. Die Starken Schüler sind Teil einer sozialen Schulgemeinschaft, die sich Mobbing geschlossen entgegenstellt. Denn nur so können sich in Zukunft alle Schülerinnen und Schüler an der OBS Sottrum in der Schule sicher fühlen.
Initiativen wie die Starke-Schüler-Fortbildung haben einen weitreichenden, positiven Effekt auf das Schulklima und das soziale Miteinander. An einem Ort des täglichen Zusammenkommens und des gemeinsamen Lernens sollte sich jede und jeder wohl fühlen können. Die OBS Sottrum hat gemeinsam mit GEGEMO einen großen Schritt hin zu einer besseren Schulgemeinschaft getan.
GEGEMO (Gemeinsam gegen Mobbing) begleitet Schulen als fester Ansprechpartner bei der Entwicklung und Umsetzung von Mobbingpräventionskonzepten. Dabei setzt GEGEMO auf eine nachhaltige Zusammenarbeit mit seinen Partnerschulen, um Mobbing systemisch und langfristig entgegenzuwirken. Die Starte-Schüler-Fortbildung ist ein gutes Beispiel dafür, wie Mobbingprävention im Schulalltag verankert werden kann, nämlich indem sie zur gelebten Schulkultur wird.